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ӨРӨӨЛИЙН ХЭЛ БОЛ БАГАЖ,
ӨӨРИЙН ХЭЛ БОЛ АМЬ.



DIE FREMDE SPRACHE IST EIN WERKZEUG,
DIE EIGENE SPRACHE  IST UNSERE SEELE.






























“Wo die Zunge sein sollte,
nur eine schwarze Wurzel."1












Stell Dir vor, jemand schiebt Dir etwas in den Rachen. Ohne Deine Zustimmung oder dein Einverständnis. Offensichtlich ist es schwer zu schlucken, egal wie hartnäckig sie es weiter versuchen—sie schieben stur weiter, während Du dich in schrecklichen Qualen, unter Tränen, in unerträglichen Schmerzen windest—es fühlt sich fremd, falsch und absurd an. Es zerreißt Deine Mundwinkel. Deine Stimmbänder brechen, Deine Augen sind vor Schmerz geschlossen. Doch die tiefste Wunde ist die invasive, unsichtbare, die Deiner Seele zugefügt wird. 








Wie würde man* den Akt definieren, gewaltsam jemanden Buchstaben in den Mund zu stecken, ein Alphabet in die Kehle zu stopfen, die nicht nur deplatziert und unharmonisch sind, sondern vor allem Buchstaben, die nicht funktionieren, die weder für die Fülle der Sprache als lebendige Einheit noch für den ständigen dialektischen Fluss der Worte und die Vielfältigkeit ihrer Bedeutungen geeignet sind? Die Zunge, die sich in der riesigen Höhle des Mundes rollen und drehen will, wird gefesselt und eingeengt, die Texturen der Silben und die oszillierende Resonanz der Vokale gehen verloren. Alle mündliche Vielfalt und Mehrdeutigkeit wird um der ‘Vereinheitlichung’ willen abgetötet und erstickt.
Unweigerlich wird es auch eine Frage des Designs.







    




DIE ZUNGE  ZUERST









Sollte mein goldener Körper abschwächen, so sei es.
Aber meine bestehende Dynastie darf nicht gebrochen werden.
3









Mongol Bichig [ᠮᠣᠩᠭᠣᠯ ᠪᠢᠴᠢᠭ - Mongγol bičig] ist ein kollektives Kulturerbe, das sich über Jahrhunderte bis in die Gegenwart erhalten hat und für die mündlichen Bedürfnisse vieler ethnischer Gruppen der Groß-Mongolischen Nation konzipiert wurde. Sie ist das letzte lebende Vermächtnis von Chinggis Khan, ein Schriftsystem, das auf Wurzeln von Asien bis Europa zurückgreift: 1204 erhielt der uyghurische Gelehrte Tata Tonga von Chinggis Khan den Auftrag, eine Hybrid-Schrift zu schaffen, die auf der uigurischen Schrift basiert und an die mongolische Sprache angepasst ist.2



Uyghurisch wurde vom Sogdischen Alphabet abgeleitet, das auf dem alten Syrischen basiert und mit dem Aramäischen sowie dem Hebräischen und Arabischen verwandt ist, die von rechts nach links geschrieben wurden. Um die Dinge weiter zu verkomplizieren, drehten die Uyghuren und Mongolen das Alphabet vertikal und schrieben ihre Sätze im chinesischen Stil von oben nach unten.4





 




Sogdian/Uyghur/Mongol 






aus East Asia. The Great Tradition, 1969, 257





Von Natur aus ist es ein Schriftsystem, das sich der Zunge anpasst, und nicht umgekehrt. Seine einzigartigen Gesetze richten sich nach der mündliche Harmonie und Balance der gesprochenen Sprache.5 Vergleichbar mit einer musikalischen Partitur stellt Mongol Bichig eine Form der wahrhaftig in Schrift verkörperten Sprache dar und ist damit das einzige Schriftsystem, das die große Vielfalt dialektischer Unterschiede der vielfältigen mongolischen Ethnien und ihrer Sprachen vollständig zu erfassen vermag. Genau wie die mongolische Kultur und Identität wurde auch die mongolische Sprache im Laufe der Geschichte mehrfach extern unterdrückt, und die Geschichte wiederholt sich im 21. Jahrhundert, diesmal mit einem schleichenden Angreifer aus dem Süden.

















GEBROCHENE ZUNGEN,
HERAUSGERISSENE ZUNGEN











Was den meisten als das unabhängige Land der Republik Mongolei bekannt ist, wurde in den 1940er Jahren das kyrillische Alphabet6 als Teil eines sowjetischen sozialistischen Regimes während Stalins Großem Terror ‘eingeführt’ und die Mongolei zu einem Satellitenstaat geformt. In Wirklichkeit wurde die Republik jedoch zu einer blutgetränkten Kolonie,7 ihre Kultur wurde vernichtet, und die kollektiven Erinnerungen ihrer Menschen an kulturelles Erbe, Identität und Tradition ertranken unter einer Welle des erzwungenen Vergessens.8 




Die Mongolei litt unter “jahrzehntelanger Unterdrückung im Staatssozialismus, verbunden mit sowjetischer Herrschaft (1921-1989),”9 die darauf abzielte, alle religiösen Praktiken auszulöschen und zu unterdrücken: “Die politische Säuberung der Mongolei begann in den späten 1920er Jahren und erreichte ihren Höhepunkt in den Jahren 1937-1940”10 als Teil der stalinistischen Staatssäuberungen. Der sozialistische Staat bezeichnete den buddhistischen Klerus, die Intelligenzia, die Oberschicht, die wohlhabenden Nomaden und die Buryaten als Volksfeinde und begann sie zu verfolgen. Quellen geben die Zahl der Ermordeten mit 50.000 bis 100.000 an, in einem Land, das zu dieser Zeit weniger als 800.000 Einwohner hatte. Die genaue Zahl wird wahrscheinlich nie bekannt werden, da viele Aufzeichnungen aus dieser Zeit verloren gingen oder zerstört wurden. Der Staat zerstörte auch die materielle Welt der, von ihm ausgerotteten Menschen: achthundert buddhistische Klöster mit ihren Bibliotheken, religiösen Gegenständen und Kunstwerken fielen dem Sovietregime zum Opfer.11





Die brutale Verfolgung und Unterdrückung des Schamanismus als Bewahrer und Brücke des generationsübergreifenden Wissens und der Traditionen der Mongolen,12 in Verbindung mit der Einführung des Kyrillischen in die mongolische Sprache, waren systematische Werkzeuge der Unterdrückung und ethnischen Säuberung: “Der Staatssozialismus führte einige brutale Maßnahmen durch, um das Vergessen, die Homogenisierung und die Kontrolle des Wissens im ganzen Land sicherzustellen.”13




Dieses staatlich erzwungene Vergessen war ein systematischer und kontinuierlicher Prozess, der weit über rein materielle Zerstörung und Ausmerzung hinausging. Um die Erinnerung an die eigene Gewalt auszulöschen, verscharrte der Staat [...] die Opfer der Säuberungen in ungekennzeichneten Massengräbern, schloss und kontrollierte Archive und ließ die individuellen Geschichten verstummen. Die neuen Erinnerungen und Erinnerungspraktiken, die er schuf, sollten von den wahren Erinnerungen ablenken, sie außer Kraft setzen und ersetzen. Große öffentliche Rituale, die die Akzeptanz der sowjetischen Narrative als unhinterfragte Wahrheit erzwingen sollten, traten an die Stelle traditioneller Erinnerungskulturen.14




Der kollektive Schmerz des erzwungenen Vergessens ist äußerst komplex und setzt sich unaufhaltsam über Generationen, Zeit und Raum fort. Wenn das, was Rob Nixon, Professor für Geisteswissenschaften und Umwelt, innovativ als langsame Gewalt (slow-violence)15 definiert, mit der zusätzlichen Schicht der Tiefenzeit (deep-time), die der Anthropologe Richard D.G. Irvine vorschlägt, verschmilzt und entsteht die Idee der langsamen Gewalt in der Tiefenzeit16: eine Gewalt, die in der Gegenwart ausgeübt wird, im Bereich des Zwischenmenschlichen ebenso wie in der Umwelt. Ihre Folgen fächern sich über die Tiefenzeit bis in den Äon der Amnesie auf. Sie geht über jede unserer Generationen hinaus und übersteigt vielleicht sogar unser lineares, losgelöstes Verständnis von Zeit—eine Gewalt, deren Folgen wir nicht einmal ergründen können, ausgeübt an Körpern der Erde, Körpern des Wassers und Körpern tierischen wie menschlichen Fleisches—es ist eine vorgetäuschte Blindheit gegenüber der Zukunft, für die wir im Hier und Jetzt Rechenschaft ablegen,  derer wir uns bewusst sein und für die wir Verantwortung übernehmen müssen. 


Wenn das erzwungene Vergessen des eigenen kulturellen Erbes durch äußere Gewalt in Gang gesetzt wird, durch einen äußeren Aggressor mit subversiven Strategien zur Festigung seiner historischen und politischen Narrative und Motive—durch die heimtückische, generationenübergreifende Auslöschung sublimer Identitätsmerkmale, die oft die Lebensweise und die Sprache sind—dann ist dies eine Form unsichtbarer und intimer Gewalt. Sie mag nur in wenigen Generationen ‘Früchte tragen’, kann aber auch zur absoluten Auslöschung führen. Sie erzeugt gewaltsam künstliche Mutationen in den Köpfen, Mündern und Körpern der Diaspora und der in der Heimat verbliebenen Nachkommen gleichermaßen.


Die Großmongolische Nation umfasste Territorien, in denen die indigene Bevölkerung größtenteils mongolisch ist. Doch nicht nur die Mongolen haben unter der sowjetischen Herrschaft gelitten, auch andere Großmongolische Völker wie zum Beispiel die Buryaten, Tuwiner und Kalymken ereilte das gleiche Schicksal. Ein großer Teil dieser Gebiete wurde von Russland geschluckt und beansprucht, alle indigene Bevölkerungen wurde nun zum Status von ‘ethnischen Minderheiten’ degradiert. Ihre einheimischen Sprachen sind vom Aussterben bedroht, die meisten sprechen jedoch fließend Russisch. Kyrillisch ist allgegenwärtig, aber auch ihre Muttersprachen sind in bedrückender Vergessenheit gefangen und stehen an der Schwelle des Aussterbens.

In einem Gedicht gibt die Künstlerin Natalia Papaeva, aufgewachsen im postsowjetischen Buryatia, der Stimmlosigkeit eine Stimme:





Ein Schamane sagte mir einst,

Ich habe meine Seele verloren

Meine Seele verließ meinen Körper

Jetzt bin ich ein leeres Loch

Die Zunge ist verbrannt

Mein Mund ist voll von Asche

Ich verwandelte mich in einen Werwolf

Unfähig den Namen meiner Großmutter auszusprechen

Heulend mit einem ausländischem Akzent.17 







Im fortschreitenden sowjetischen Sozialismus dachte jede Generation, dass die vorhergehende ein repressiveres Regime ertragen haben müsste, als sie selbst erlebte. Die 1930er Jahre standen für eine Zeit der Verhaftungen, der Angst und des Misstrauens, in der ‘man Angst vor seinem eignen Schatten haben musste.’ Es war die Zeit der schlimmsten Unterdrückung, und die Erinnerungen daran sind bestenfalls trübe. Es ist möglich, dass über die Jahrzehnte die Mechanismen des Vergessens weniger offensichtlich und mit weniger offensichtlichem Zwang einhergingen, oder dass Einzelne desensibilisiert wurden. Gleichzeitig glaubte jede Generation von sich selbst, weniger zu wissen als die anderen. [...] Trotz all dieser Unterschiede im Erinnern und Vergessen zieht sich die Angst vor dem Verlust der Vergangenheit und eine tiefe Verunsicherung über die neu entdeckte Vergangenheit durch alle Generationen in unterschiedlichem Ausmaß.18












Ich erinnere mich kaum noch an meinen Großvater, geschweige denn an meine Großmutter, abgesehen von überlieferten Erinnerungen, mündlichen Erzählungen und alten Fotos, weiß ich auch nicht mehr. Dies sind die wertvollsten und unbezahlbarsten Fragmente, die ich erhalten, sammeln und hoffentlich bewahren kann. Die Heimat meines Großvaters ist in der Genealogie unserer Familie präsent, doch ich habe nicht den geringsten Hinweis auf die Heimat meines Urgroßvaters, geschweige denn meiner Urgroßmutter. Die jüngere Familiengeschichte gehört in das Reich der Erinnerungen meiner Mutter und ihrer Geschwister.








Ich kann die Schritte meines Großvaters von den zentralen mongolischen Steppen bis in die nördlichen Bergregionen von Selenge nahe der russischen Grenze zurückverfolgen, aber viel mehr als gewisse Ausschnitte seiner Lebensumstände und Lebenszeit, bis zu meinen Urgroßeltern, oder noch weiter zurück, kennen wir einfach nicht und werden vielleicht nie mehr erfahren. Denn alle Spuren meiner Ahnen sind fragmentiert und über das Land unserer Vorfahren verweht. Unsere Erinnerungen sind in einer Art Schwebe gefangen, Teile sind ausgelöscht oder fehlen—sie präsentieren sich als unentzifferbare Materie—vage und unförmig. 

Die unfreiwillige Trennung von unserer Vergangenheit ist generationenübergreifend, unsichtbar und schleichend. Wir sind eine Generation, Diaspora oder nicht, die sich kaum an etwas jenseits unserer jüngsten greifbaren kollektiven genealogischen Geschichte erinnert:


Eines der staatlichen Projekte für den vollständigen Bruch mit der Vergangenheit war die Zerstörung oder Beschlagnahmung der genealogischen Aufzeichnungen der Familien; ein anderes war, die Menschen zu zwingen, ihren Familiennamen abzulegen und stattdessen den Vatersnamen anzunehmen (den Namen der Mutter, wenn das Kind unehelich geboren wurde).19


Die Diaspora-Bewegung der Mongolen im 20. Jahrhundert hat, zusätzlich zu den vom Staat mundtot gemachten und unterdrückten Stimmen, unweigerlich zu einer unbeabsichtigten Abnabelung beigetragen: Meine Eltern lernten sich im damaligen DDR-Berlin kennen. Mein Vater war Absolvent der TU Dresden und meine Mutter mitten im Studium in Forst, dann Berlin. Fast forward, ich bin hier geboren und aufgewachsen. Dennoch wurde ich glücklicherweise mit einer sehr engen Beziehung zum Land meiner Herkunft und Kultur groß, da ich von klein auf die Mongolei besuchen und dort reisen durfte, was ich als großes Privileg lese. Ein grundlegend wichtiger Aspekt meiner Aufenthalte in der Mongolei war die Zeit, die ich mit dem Teil meiner Familie verbracht habe, der bis heute ein semi-nomadisches Leben führt. Durch sie war ich einer völlig anderen Realität ausgesetzt und wurde Teil davon, wenn auch nur für die Dauer der Sommermonate. In meiner Jugend bedeuteten diese Monate pure Glückseligkeit.




Die Mongolei ist das Land meiner Vorfahren, durchtränkt von einer enormen majestätischen Geschichte, die sich, wenn auch verschwommen, in meinem eigenen Körper und meiner Existenz widerspiegelt. Es ist das Land, in dem die Knochen meiner Großmütter begraben sind, zusammen mit den Knochen der Kultur, die ich unermüdlich aus dem weinenden Boden von Mutter Erde ausgrabe. Ich bin nicht völlig isoliert und distanziert von seiner Kultur und Tradition aufgewachsen, da ich von klein auf die Sommer in der Mongolei verbracht habe. So waren mir ihre Sprache, Sitten und Gebräuche nicht völlig fremd. Aber in Bezug auf meine Identität und Zugehörigkeit spürte ich immer den Hauch einer undefinierten Leere. Ein Gefühl des verschleierten Seins, ein Zwischendasein, ein verinnerlichtes Gefühl, nicht genug zu sein.








Die Geschichte der Mongolei, ihre politische Gewalt und die heutige, neoliberale kapitalistische Demokratie waren Realitäten, die völlig losgelöst von den unbekümmerten Kindheitserinnerungen waren, die ich während dieser Besuche sammelte, aber jetzt ergibt so vieles einen Sinn. Erst jetzt kann ich klar erkennen, wie die genealogischen Narrative meines Großvaters, meiner Mutter und meiner Familie als Ganzes fest in den Händen von viel größeren Kräften waren. Diese Kette von staatlich gesteuerten Dynamiken, die eine ganze Generation von Diaspora-Mongolen ergriffen hat, ist faszinierend, aber man spricht nicht darüber oder denkt vielleicht nicht aktiv und bewusst darüber nach. Ich meine, wer würde sich hinsetzen und seine Lebensgeschichte mit der seines Vaters und des Vaters seines Vaters vergleichen—und noch dazu mit den Dynamiken eines Staates?20



Ungeachtet meiner relativ guten verbalen Fähigkeiten in der mongolischen Sprache, lag auf meiner Zunge immer ein penetranter, bittersüßer Geschmack der Ungewissheit und Unsicherheit in Bezug auf die Sprache. Ich bin zwar zweisprachig aufgewachsen, aber das Mongolisch, dass wir zu Hause gesprochen haben, oder das Mongolisch, das ich während meiner Sommermonate aufgeschnappt und das sich vielleicht in, auf, unter oder um meine Zunge herum verfestigt hat, schien nie genug zu sein. Ich war schlichtweg in meinem Alltag nie genug von mongolischer Sprache und Schrift umgeben, um Mongolisch wie eine zweite Natur auf der Zunge oder im Geist zu tragen. Ich konnte nie fließend auch nur kyrillisch lesen, geschweige denn klassisches Mongolisch.

Der Schmerz, meine eigene Muttersprache nicht in ihrem wahren und authentischen Reichtum zu kennen, nicht zu wissen, wie man den Namen meiner Mutter in echtem und korrektem Mongol Bichig schreibt—ein Schmerz, den man als eine dunkle Leere beschreiben könnte, eine obskure Gestalt, die die Tore meines Bewusstseins tritt— verfolgt mich wie ein Schatten. Es ist ein Fragment von mir selbst, das ich vielleicht nie finden werde. Es ist immer da, dieses Gespenst der inneren Unterdrückung. Dieser Schmerz umspannt Generationen und Geographien: Meine persönliche Realität stammt unbestreitbar aus der Diaspora,21 nicht um ihr die Schuld zu geben, sondern um meine Unfähigkeit, wahres klassisches Mongolisch zu schreiben, zu lesen und zu sprechen, demütig und bescheiden anzuerkennen und zu lokalisieren.

Der Schmerz über die Unfähigkeit, sich in der eigenen Sprache auszudrücken, zu schreien, zu singen, zu brüllen und gar zu denken oder zu träumen, geht über die Geschichte und die in ihr verstrickten Körper, über den Bereich der Sprache und der von Menschen erschaffenen Grenzen hinaus. Und dennoch, es gibt heute einen Ort, an dem werden diese Realitäten gezwungen, sich zu wiederholen.










Das Wort Mongol in verschiedenen zeitgenössischen und historischen Schriften:
1. traditional, 2. folded, 3. 'Phags-pa, 4. Todo, 5. Manchu, 6. Soyombo, 7. horizontal square, 8. Cyrillic














SÜDLICH DER WÜSTE,
NÖRDLICH DER MAUER  








Dieser Ort ist die Südliche Mongolei, die weithin und fälschlicherweise als ‘Innere Mongolei’, Autonome Region oder Provinz Chinas bezeichnet wird—schon allein diese Terminologie ist ein Akt territorialer Propaganda: Denn der Blick, der zwischen den beiden mongolischen Gebieten als ‘Außen’ und ‘Innen’ unterscheidet, setzt eine sinozentrische Position voraus. In der mongolischen Sprache lauten die entsprechenden Begriffe Uvur und Ar, Süd und Nord.22



Die Geschichte der modernen Südmongolei offenbart einen Prozess der Fragmentierung eines integralen Territoriums durch Invasion, politisch motivierte Genozide und die Auslöschung der traditionellen nomadischen Wirtschaft. Während die Kolonisatoren die Chinesen (Han-Völker) und die Japaner waren, wurde der Genozid allein von China durchgeführt.23



Der geschichtliche Hintergrund, wie zwei getrennte Mongoleien entstanden sind, reicht bis in die Qing-Dynastie24 und dessen Zusammenbruch zurück, wobei es die heimtückischen politischen wie auch territorialen Absichten und Ansprüche der Nachbarn waren, die diese künstlichen Grenzen verfestigten und die Wiedervereinigung der Großmongolei verhinderten.

Mit dem Sturz der Qing-Dynastie nach einer dreihundertjährigen Herrschaft erklärte die Nordmongolei 1911 ihre Unabhängigkeit und das Bogd-Khaganat wurde gegründet,25 was bei den südlich der Wüste Gobi lebenden Mongolen auf Beifall traf. Ihre aufrichtigen Versuche zur Vereinigung wurden jedoch von “den chinesischen Kriegsherren, den Nachfolgern der Jindandao,26 [die] erhebliche Stützpunkte im südmongolischen Grasland aufgebaut hatten und den mongolischen Unabhängigkeitsversuch mit brachialer Gewalt niederschlugen,” stark blockiert. Infolgedessen wurden “die südlichen Mongolen in einer unbehaglichen Koexistenz mit ihren chinesischen Kolonisatoren belassen.”27



1911, Brief zur Verkündung der Unabhängigkeit der Mongolei



Die Unabhängigkeitserklärung der nördlichen Mongolei wurde mit dem Vertrag von Kyakhta von 1915 zwischen Russland, der Mongolei und China hinfällig, der die volle Autonomie der Mongolei verneinte und die chinesische Suzeränität anerkannte, wobei die südliche Mongolei unter voller chinesischer Kontrolle blieb. Erst 1945 wurde mit der Konferenz von Jalta die unwiderrufliche Trennung und das Schicksal der beiden mongolischen Nationen beschlossen, da die "Sowjetunion glaubte, dass ein Zusammenschluss zwischen der südlichen und nördlichen Mongolei möglicherweise Nationalismus unter den buryatischen Mongolen in Sibirien provozieren würde, die sich dann dem Zusammenschluss anschließen würden. Die Sowjetunion begrüßte das mögliche Entstehen einer Großmongolei überhaupt nicht.”28
Durch Karten und Terminologie versucht China bis heute, politische und historische Narrative zu festigen, um den territorialen Anspruch auf das Gebiet der ehemaligen Qing-Herrschaft zu rechtfertigen, innerhalb derer China ironischerweise selbst nur eine Provinz war.

Das riesige Grasland der südlichen Mongolei wurde während der chinesischen Kulturrevolution zum zentralen Schauplatz “einer extravaganten Zurschaustellung von Macht, Reichtum und militärischer Entschlossenheit,”29 während dort eine massive Völkermordkampagne gegen die Südmongolen stattfand, die Intellektuelle verfolgte und die nomadischen Hirten als ‘Ausbeuterklasse’ darstellte. 
 

Der exzessive Überschwang der Selbstdarstellung Chinas in dieser Kampagne steht in krassem Gegensatz zur Realität der Südmongolei, dass eine unabhängige Nation auf den Status eines besetzten Landes reduziert werden kann, ein souveränes Volk zu einer ‘ethnischen Gruppe’ herabgestuft werden kann, ein riesiges und schönes Territorium in eine Minengrube verwandelt werden kann, eine lebendige Kultur innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Schaufensterauslage trivialisiert werden kann. China erinnert uns daran, dass diese Art von sozialer und kultureller Verwüstung durch eine Regierung möglich ist, die sich einer aggressiven territorialen Annexion und grausamen Kolonialpolitik verschrieben hat. Sie kann durch Mittel wie einen massiven Völkermord, Bevölkerungstransfers, kulturelle Auslöschung, wirtschaftliche Ausbeutung und absichtliche Umweltzerstörung noch beschleunigt werden. Die südliche Mongolei ist heute ein trauriges Zeugnis für das Edikt der chinesischen Kommunisten, dass der Wandel aus dem Lauf einer Waffe kommt.30


Tragischerweise hat die Kampagne des physischen wie kulturellen Genozids, der ethnischen Assimilierung und der Auslöschung der mongolischen Identität mit der Kulturrevolution kein Ende gefunden und bis heute viele verschiedene Gesichter angenommen.
Was als territoriale Gier und mit militärischen, politisch motivierten Absichten, Land für den Opiumanbau oder die Landwirtschaft zu beanspruchen, begonnen hatte, ist zur absoluten Ausbeutung der natürlichen Ressourcen mutiert: Die südliche Mongolei beherbergt eines der reichhaltigsten Vorkommen an Kohle, Kupfer, Ölen, Gasen und vor allem Seltenen Erden.31
Unter dem Begriff ‘ökologische Migration’32 wird seit Anfang der 2000er Jahre eine Zwangsumsiedlung der Hirtennomaden durchgeführt, die das Halten von Vieh kriminalisiert und im Wesentlichen alle Schuld für die Desertifikation des Graslandes den Nomaden zuschiebt, die ironischerweise seit Generationen auf genau diesem Land leben, während in Wirklichkeit die meisten Umweltprobleme durch die intensive, staatlich geförderte Migration chinesischer Siedler und Bauern verursacht werden.33


Im Zusammenhang mit der gewaltsamen Vertreibung der mongolischen Nomaden von ihrem angestammten Land geschieht eine beabsichtigte Entfremdung von ihrer traditionellen Lebensweise und dem damit verbundenen Verbot ihres Wesens und Seins, oder wenn man so will, der Ausübung ihrer Identität und Kultur. Das letzte Heiligtum, das den Mongolen südlich der Gobi Wüste blieb, war ihre Sprache und unser kollektives Erbe, die klassische mongolische Schrift, Mongol Bichig.








Solo-Protest eines jungen südmongolischen Schülers:

“Ureeliin hel bol bagaj, uuriin hel bol ami”










DIE FREMDE SPRACHE IST EIN WERKZEUG,
DIE EIGENE SPRACHE IST UNSERE SEELE









Man möchte meinen, unter demselben Credo haben die chinesische Zentralregierung und die Kommunistische Partei Chinas im September 2020 die sogenannte ‘zweisprachige Erziehung der zweiten Generation’ eingeführt und die Unterrichtssprache an den Schulen von Mongolisch auf Mandarin umgestellt. Dies hat sowohl global als auch lokal für Aufruhr und Proteste unter den Mongolen gesorgt, aber durch die klare Unterrepräsentation mongolischer Stimmen in den Medien fand diese sehr akut bedrohliche Angelegenheit wenig Resonanz oder Sichtbarkeit außerhalb von mongolischen Social-Media-Plattformen. Hinter einer Fassade von vorgeschobener fortschrittlicher Politik verbirgt sich in Wirklichkeit neokoloniale kulturelle Unterdrückung, die auf eine absolute Sinisierung und Homogenisierung der ‘Minderheiten’ innerhalb der heutigen Chinesischen Staatsgrenzen abzielt.

Das Verbot der Sprache und die erzwungene Assimilation durch die Einschränkung der Sprachkulturen der Südmongolen ist kultureller Völkermord. Es ist inhärent eine systematische, langsam-gewaltsame (slow-violent) Auslöschung der mongolischen Sprache, indem ethnische Mongolen gewaltsam von ihrer traditionellen nomadischen Lebensweise und ihrem angestammten Land entfernt werden. Gleichzeitig wird gewaltsam ein Keil zwischen die Generationen getrieben, die Sprache der Großeltern wird den Kindern verwehrt. Die Sprachpolitik ist ein unmittelbarer Angriff auf die mongolische Identität und ein Versuch, sie auszulöschen. Diese Strategie hat weitreichende historische Wurzeln, die direkt aus dem kulturellen und physischen Völkermord in der südlichen Mongolei während der Kulturrevolution stammen, und baut direkt auf den ‘neueren’ territorialen Konflikten des Bergbaus und der Ausbeutung der reichen natürlichen Ressourcen auf.

Die chinesisch besetzte Südmongolei ist der einzige Ort auf der Erde, an dem eine zusammenhängende, dichte Bevölkerung ethnischer Mongolen in einem geografischen Gebiet lebt, das fast so groß ist wie das Land der Mongolei, wo die legitime, authentische geschriebene und gesprochene mongolische Sprache noch lebendig ist—die unentbehrliche Wiege eines Sprach- und Schriftsystems, das aus der Ära des mongolischen Weltreichs von Chinggis Khan und unseren vergessenen Vorfahren stammt.

Den freien und rechtmäßigen Gebrauch der eigenen Muttersprache—und damit den freien und rechtmäßigen Ausdruck der eigenen Kultur und des eigenen Erbes, das diese Sprache und Schrift verkörpert—zu verbieten, ist, als würde man die Essenz, den Geist, die Seele eines Volkes brechen. Das Abhacken ihrer Gliedmaßen, das Herausreißen der Zungen einer ganzen Generation, die auf dem Land ihrer Vorfahren lebt. 

Die Frustration, die Wut und der Zorn unserer Vorfahren, die heute durch uns leben, versuche ich ans Licht zu bringen, den dunklen Schmerz, die Wunde, die den Generationen vor uns zugefügt wurde: das verkörperte intergenerationelle Trauma des erzwungenen Vergessens unserer Sprache und Schrift, die einst die Verbindung zu unserer kollektiven Vergangenheit bildeten, die durch sorgfältig orchestrierte Zerstörung begraben wurde. Dass sich genau dieselbe Geschichte wiederholt, dass genau dieselbe grausame Trennung und das erzwungene Vergessen von den Wurzeln einer ganzen Generation junger Mongolen auferlegt wird, ist absolut unerträglich und inakzeptabel.


Stell Dir vor, Du kannst nicht mit Deinen Großeltern sprechen, ihre Namen ausprechen, da Deine Zunge den Höhen und Tiefen des riesigen Spektrums an Vokalen und Lauten nicht folgen kann, Artikulationen wie Berge und Täler, die sich am Horizont erstrecken. Stell Dir vor, Du kannst keine Loblieder in Deiner Muttersprache singen, um die Schönheit dieser Berge auszudrücken. Stell Dir vor, Du hast keinen Zugang zur Geschichte Deiner eigenen Kultur in Deiner eigenen Muttersprache.

Die Zunge herauszuschneiden bedeutet, die Wurzeln abzuschneiden; die Zunge herauszureissen bedeutet, sich von Familie, Identität, Kultur und Heimat zu trennen. Ohne die eigene Sprache wird sich etwas für immer verloren anfühlen. In der dunklen Leere des Unbewussten, diesem dunklen Ort, werden unsere Erinnerungen an unsere Vorfahren vergessen, oder warten darauf, wieder ins Sein gerufen zu werden.


Meine eigene Realität ist ein Zeugnis dieser zutiefst schmerzvollen Leere, künstlich geschaffen durch Generationen von staatlich induzierter langsamer Gewalt, die sich mit diasporischen Sphären einer Vielzahl von Narrativen überlagert. Ich kann nicht mit meinen Vorfahren sprechen, denn ich spreche nicht ihre Sprache und erfasse kaum eine Silbe oder Fragmente eines Klanges, die ein Wort andeuten, das ich kaum begreifen kann. Unsere Zungen sind verschieden, unsere Münder passen nicht zueinander. Und ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob es anders wäre, wenn die Geschichte unseren Ur-Ur-Ur-Großeltern im 20. Jahrhundert nicht so erschreckend gewalttätig begegnet wäre, deren Folgen immer noch langsam, langsam an die Oberfläche kommen. Wie sähe ‘unser’ Heimatland aus? Wie würden unsere Zungen und unser Verstand aussehen? Unsere Zungen werden zu Gespenstern dessen, was einmal war.


Die brutale Realität und die (non-)Relationalität zu unserem kollektiven Erbe, Mongol Bichig, schriftlich als auch mündlich, schlummert ohne Zweifel noch irgendwo in den Untiefen unserer kollektiven Psyche. Und so schmerzhaft es auch sein mag, sich mit der gewaltgetränkten Geschichte der nördlichen und südlichen Mongolei zu konfrontieren, so halte ich es doch für unvermeidlich, ja sogar für eine Notwendigkeit, um ein nachhaltiges Verständnis nicht nur für die Zukunft unserer Kultur und unseres Volkes zu erlangen, sondern auch um unser kollektives Erbe und unsere Geschichte zurückzufordern und zurückzuerobern.  Wenn das Vergessen ein Prozess ist, dann ist es auch das Erinnern. So tragisch es sein mag, wünsche ich mir, dass wir zu Ehren unserer Vorfahren und der vielen Mongolen, die ihr Leben verloren haben und es immer noch tun, als Antwort Resilienz und Widerstand artikulieren können,34 sobald sich unsere Augen, unser Geist und unsere Münder der Vergangenheit und der sehr dringlichen Gegenwart öffnen. Mögen unsere Zungen die Töne finden, hoch und tief wie die Berge und Täler der Mongolei. Mögen unsere Münder den Fluss der Flüsse finden und die Weite der Steppe in unseren Kehlen und Lungen nachzeichnen—und atmen.
















NOTES



1    Ursula K. Le Guin, Earthsea: The First Four Books, 354

2    Nomin Zezegmaa,The Shamanic Gaze, Kapitel: The Alchemist, Writing Without Writing, 121

3    Gedicht von Urgunge Onon in seiner Übersetzung von Chinggis Khan: The Golden History of the Mongols, xix

4    Jack Weatherford, Genghis Khan and the Quest for God, 93-94


5    Persönliche Korrespondenz mit der Künstlerin Natalia Papaeva, die sich die Aufgabe gemacht hat, das Mongol Bichig und ihre Muttersprache Buryat zu lernen, und die ihre Erfahrungen freundlicherweise und großzügig mit mir geteilt hat.

6    Vor dem Kyrillischen wurde in den 1930er Jahren temporär das lateinische Alphabet eingeführt.


7    Es wurde vielleicht nicht ‘formal’ kolonisiert in dem Sinne, dass sich sowjetische Migranten in der Mongolei niederließen. Aus einem Fragment meiner Familiengeschichte kann ich jedoch schwere koloniale Ausbeutung nachweisen, da ‘Tribut-Zahlungen’ an die Sowjetunion in Form von Vieh, insbesondere Pferden, geleistet wurden. Aus insgesamt 18 Provinzen, aimags, wurden Tausende, ja Millionen von Nutztieren bereitgestellt, die die beschwerlichen Wege zur nördlichen Grenze zurücklegten, wo einige von ihnen beinahe die Pforten des Todes erreichten, anstatt in die Hände der Sowjets in Naushki zu geraten. Mein Großvater beaufsichtigte diesen gesamten Prozess, und seine oberste Priorität war die Gesundheit und das Überleben der Pferde.

8    Manduhai Buyandelger, Tragic Spirits, 13

9    Ibid., 1; Nomin Zezegmaa, The Shamanic Gaze, Kapitel: The Shaman, 92
10   Ibid., 71
11   Ibid., 71
12  Ibid.;81: “[...]Wäre der Sozialismus nicht zusammengebrochen, dann wäre die nächste Generation zweifellos mit der Auslöschung ihrer ethnischen Identität und dem Ende des Schamanismus und der Erinnerungen an die Vergangenheit konfrontiert gewesen.”

13    Manduhai Buyandelger, Tragic Spirits, 14
14    Ibid., 68

15    Rob Nixon, Slow-Violence and the Environmentalism of the Poor, 2013

16    Richard D.G. Irvine, Seeing Environmental Violence in Deep Time

17    Gedicht der buryatischen Künstlerin Natalia Papaeva, 2018
        Weitere Informationen finden Sie im Appendix.

18    Manduhai Buyandelger, Tragic Spirits, 81
19    Ibid., 85
20    Nomin Zezegmaa, The Shamanic Gaze, Kapitel: The Origin, 28; 34


21    Die diasporische Bewegung von Mongolen nach Europa, wie im Fall meiner Familie nach Deutschland in der Mitte des späten 20. Jahrhunderts, ist eine kollektive, konjunkturelle Erzählung, die in der deutsch-mongolischen Diaspora geteilt wird.

22    Die richtigen Übersetzungen würden näher an den mongolischen Begriffen für die vier Himmelsrichtungen des Nordens, khoid oder ard und des Südens, umnu oder urd navigieren.

23    Choghtuu Oghonos, Genocide on the Mongolian Steppe, xxxviii

24    Ibid.; xxxix: “Im siebzehnten Jahrhundert tauchten Krieger einer Gruppe von nomadischen Jägern, bekannt als die Manchu, aus den Wäldern östlich des Großen Hingaan-Gebirges auf. Die Mongolen akzeptierten die Vorherrschaft der neu aufstrebenden Manchus über das Grasland und schlossen 1635 ein Bündnis. Im folgenden Jahr schlossen sich die südlich der Wüste Gobi lebenden Mongolen den Manchus in einer Zeremonie zur Gründung des Qing-Staates in der nordöstlichen Hauptstadt Mugden an.”

25    Auslöser für diese Unabhängigkeitsbewegung war die geplante Massenmigration chinesischer Bauern in die Nordmongolei, die vom Qing-Hof unterstützt wurde und die nordmongolischen Adligen, Geistlichen und Bürgerlichen alarmierte. Zuvor hatten die Qing die Überquerung und Ansiedlung nördlich der Großen Mauer sowie die Vermischung von Chinesen mit Manchu und Mongolen strikt untersagt und verboten.

26    Choghtuu Oghonos, Genocide on the Mongolian Steppe, xxv:
“Chinesische Bauern schlossen sich der Sekte an und rebellierten gegen den Qing-Hof. Die Köpfe der Gesellschaft, Yang Yuechun und Li Guozhen, proklamierten sich selbst als ‘Krieger, um den Norden zu fegen’, was übersetzt so viel heißt wie ‘Krieger, um die Mongolen im Norden auszulöschen’. Yang Yuechun und seine Anhänger benutzten extremistische Slogans, darunter ‘Tötet die Mongolen und nehmt ihr Land in Besitz’ und ‘Besiegt die Qing und löscht die Mongolen und Manchus aus’ [...] führten groß angelegte Massaker an Mongolen durch. Die Zahl der Todesopfer mag Zehntausende erreicht haben. Zehntausende flohen in den Norden und ließen ihre Häuser und ihr Land zurück.”  

27    Ibid., xl
28    Ibid., xliii
29    Ibid., Danksagung des Übersetzers von Enghebatu Togochog

30    Ibid.

31    Gesellschaft für bedrohte Völker, “Das ist unser Leben: Ohne Heimat, Land und Nahrung”;
trans.: “This is our life: Without homeland, land and sustenance”, 2015, 9

32    Oder "ökologische Wiederherstellung", klicken Sie hier, um mehr zu sehen.

34    Das Land Mongolei hat sich zum Ziel gesetzt,  Mongol Bichig bis 2025 offiziell wieder einzuführen, inmitten der Proteste haben Mongolen in Eigeninitiative begonnen, die Schrift als politischen Akt der Resilienz wieder zu erlernen oder auch ihre Kenntnisse zu teilen. (+)












Southern Mongolian Human Rights Information Center

Manduhai Buyandelgerin 
Tragic Spirits: Shamanism, Memory, and Gender in Contemporary Mongolia
(Chicago, London: The University of Chicago Press, 2013)

Choghtuu Oghonos, trans. Enghebatu Togochog
Genocide on the Mongolian Steppe: First-hand Accounts of Genocide in Southern Mongolia During the Chinese Cultural Revolution, Volume 1
(Leipzig: Xlibris, 2017)

Rob Nixon
Slow Violence and the Environmentalism of the Poor
(Cambridge, MA; London, UK: Harvard University Press, 2011)

Richard D.G. Irvine
Seeing Environmental Violence in Deep Time: Perspectives from Contemporary Mongolian Literature and Music

Urgunge Onon
Chinggis Khan: The Golden History of the Mongols
(London: The Folio Society, 1993)

Martha Avery
Women of Mongolia
(Boulder, CO: Asian Art & Archaeology / Seattle, WA: University of Washington Press, 1996)

Jack Weatherford Genghis Khan and the Making of the Modern World
(New York: Broadway Books, 2004)

The Secret History of the Mongol Queens
(New York: Broadway Books, 2010)

Genghis Khan and the Quest for God
(New York: Penguin Books, 2016)


Sarangerel Odigon
Riding Windhorses
(Rochester, Vermont: Destiny Books, 2000)

Chosen by the Spirits
(Rochester, Vermont: Destiny Books, 2001)

Edwin O. Reischauer & John K. Fairbank
East Asia: The Great Tradition

(Boston, Tokyo: Houghton Mifflin & Charles E. Tuttle Company, Inc., 1969)

Hermione Spriggs (et.al)
Five Heads (Tavan Tolgoi) Art, Anthropology and Mongol Futurism
(Berlin: Sternberg Press, 2018)




Kyrillisch Mongolische
und Klassisch Mongolische
Übersetzungen folgen noch.







veröffentlicht im Rahmen der Ausstellung 

Ripped out Tongues

als Teil des 
Fenster Projektes
im Prenzlauer Studio
Berlin, Germany
30APRIL  - 09 MAI 2021




Besonderen Dank an:

Natalia Papaeva
Enghebatu Togochog
Jana Francke 
Zezegmaa Zedendorsch